Vera Rothamel

Blick in die tieferen Farbschichten

Niklaus Oberholzer, Luzerner Neueste Nachrichten, 21.04.2005

Vera Rothamel zeigt in ihren Malereien, wie Sichtbares entsteht. In Stansstad sind eine Installation und neue Arbeiten zu sehen. Im Dachgeschoss der Sust in Stansstad sind die wenigen und kleinen Fenster mit durchscheinender blauer Folie überzogen. Die so entstehende kühle Atmosphäre fügt sich zu den insgesamt zwölf PVC-Folien, die, von der Decke bis zum Boden reichend, einen Korridor bilden. Sie sind schwergewichtig blau und grün, aber auch gelb und, ganz sparsam, rot bemalt. Die glänzend glatte Oberfläche dieser Folien spiegelt den Raum, das Gegenüber, die Leuchtkörper, reflektiert aber auch das durch die Fenster einfallende blaue Licht.

Durchblicke

Die Installation stammt von der 1957 in Ebikon geborenen, in Zürich lebenden Vera Rothamel. In ihren Malereien bildet sie nicht Sichtbares ab. Vielmehr lässt sie malend auf eigenständige Weise Sichtbares entstehen, und sie versteht es, mit Reflexen, Durchsichtigkeiten, Übermalungen und dem Blick in tiefere Farbschichten eine lebendige und sich - in dieser Installation - mit der Bewegung des Betrachters im Raum verändernde Wirkung zu erzielen. Ein Stockwerk tiefer zeigt Vera Rothamel kleinformatige Malereien und Inkjet-Prints. Auch hier geht es um Übermalungen und Durchblicke, um Vorne und Hinten, zusätzlich aber auch um jene Zeitdimension, die im Zerfliessen und Erstarren der Farben auf dem Malgrund deutlich wird, sowie um eine Rhythmisierung der Bildfläche durch Rasterelemente. Ähnlich die grossen Malereien im Erdgeschoss, in denen die Malerin das Prozesshafte ihrer Arbeit in den Vordergrund rückt. Dem nahe an die Malereien herantretenden Betrachter bieten sich Einblicke in ein vielfältiges, oft spontanes, aber stets kontrolliertes Spiel von Farb- und Formverläufen.