Vera Rothamel

Bilder: Farbcafé

Farbe holt Stadthalle aus der Reservation.
Vera Rothamel baut mit künstlerischen Eingriffen ds Restaurant optisch um

Willi Bürgi, Luzerner Neueste Zeitung, 31.08.2006

Die Luzerner Künstlerin ist im Surseer ln-Treff aktiv geworden. Im Verlauf des Monats wird sie den Raum weiter verändern. Sie sitzt im Stadtcafe an der Theke. Hinter ihr an der Wand ein grosses rotes Carre. Das dispergierende Weiss des optisch nicht eben aufregenden Raumes ist gestoppt. Vera Rothamel, die mich begrüsst, hat es da hingemalt, kräftig, fordernd. Der Raum kippt aus der optischen Balance. Doch die Künstlerin hat noch Grosses vor. Sie hat inzwischen ihren Eingriff in das offene Restaurant weiter getrieben, hat die grossen Fenster mit Farbbahnen abgesenkt, während die Gäste ein- und ausgingen und sich wohl wunderten, wie ihnen und ihrem Ausblick auf die Stadt geschieht. Und sie wird weiter an der Umgestaltung des Stadtcafes arbeiten.

Das Hinein- und Hinausschauen, dieses doppelsinnige Stadt-Theater ist immer noch zu haben. «Ich möchte es noch akzentuieren», sagte die Künstlerin am Samstag vor der roten Wand. Ausgehend von der starken Präsenz des 400 Jahre alten Hauses, in dem das Stadtcafe durch einen modernen Eingriff untergebracht ist, möchte sie dem schlichten Raum Farbe geben, damit er mit der Architektur des Baus zu spielen vermag, ob im Kontrast oder durch etwas Verbindendes , lässt Vera Rothamel selber offen.

Innerstädtische Kommunikation

Rothamel ist fasziniert vom Ort, der urbane Atmosphäre in den kleinstädtischen Rahmen bringe: «Es ist schön, so etwas zu haben, wo man sich trifft, wo innerstädtische Kommunikation stattfindet. Rothamel schätzt das mit ihrer mehrjährigen Erfahrung des Urbanen in den Grossstädten, Berlin und Paris, oder in Zürich, wo sie jetzt wohnt. Nach der Rückkehr aus dem Ausland sah sie die Schweiz neu, und sie ist hingerissen von der Wiederaufnahme, die sie in ihrer engern Heimat, der Innerschweiz, erfährt.

Irritation und Wohlsein

Farbe ist für sie Lebenselixier. «Ich bin immer Malerin», behauptet sie und behauptet sich und ihr Werk damit. Farbe ist nicht nur ihr Kommunikationsmittel auf der Leinwand . Sie macht Farbe für die Vorübergehenden, für die Menschen zur Erfahrung. Das grosse dunkle Rot etwa, das sie in der Marienkapelle in Wollishofen aufbrachte, bewirkte dass sich heute viel mehr Leute in dem Raum einfinden als zuvor. Mit der farblichen Umgestaltung des Stadtcafes hofft sie eine Mischung aus Irritation und Wohlsein zu erzeugen, die dem Publikum behagt.

Mach mal

Im Kontrast zur Arbeit im Atelier behagt ihr eine solche Arbeit in der Off-Szene, weil sie andere Herausforderungen stelle und man nicht mit fertigen Lösungen einfahren könne. Für das Weiterkommen seien solche Ansätze wichtig. Anderseits findet sie es toll, dass die Leitung des Cafes den Mut aufbringt, einer Künstlerin zu sagen: Mach mal, ohne zu wissen, was auf sie zukommt. Und klingt es nicht wie eine Aufmunterung, wenn Rothamel (der Namen ist französisch auszusprechen) zum Schluss sagt: Die Gäste hier sollen geniessen, dass sie einen so tollen Platz haben ».