Vera Rothamel

Farbräume

Simon Baur, BAZ, 07.06.2007

Vera Rothamels Bilder machen den Eindruck, als würden sie von einer geheimen Energie in Bewegung gehalten. Es lohnt, sich den Bildern von Vera Rothamel (50) schrittweise anzunähern, weil sich dadurch Erfahrungen einstellen, die das Bild als einen Farbraum erleben lassen. Von Ferne lassen die Oberflächenstrukturen an Vergrösserungen von mikroskopischen Präparaten, an Spuren eines Raupenfahrzeugs oder an eine grosse Brailleschrift denken. Einige Schritte auf das Bild zugehend, stellt sich der Eindruck ein, die Oberfläche würde von einer geheimen Energie in Bewegung gehalten: Punkte und Rechtecke, die in unterschiedlichen Winkeln zueinander stehen, lassen Dynamik und eine spürbare Vibration im Bildraum entstehen.

Wässrig.

Wieder einige Schritte näher lassen sich Farbstrukturen ausmachen: Raster, über die Farbe gespritzt wurden, Rollstempel und Farbverläufe sind erkennbar; die Oeltempera ermöglicht dichte und wässrige Stellen, wo Farbe sich vermischt oder lasierend wirkt. Was zunächst als Vergrösserungen erscheint, erweist sich als exakt komponiert; ein Gleichgewicht beherrscht die Bildfläche, wobei es nun die unterschiedlichen Farben sind, die die Dynamik aufrechterhalten. Und nun ganz nah am Bild: Muster und Formen, die an Tapeten oder an Herbstblätter auf dem Waldboden erinnern, werden aufgelöst – es entsteht die Idee eines Farbraumes, der über den Bildraum zu quellen scheint. Ausser den Bildern sind auch einige Farbvorhänge zu sehen. Es sind transparente, bemalte Folien, durch die Ausblicke in den Galerieraum möglich sind und vom Interesse zeugen, die Farbe und die Malerei zu verselbständigen.